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Fünf Fragen an den Skisprung-Trainer: Daniel Keil

Bevor es in die heiße Phase geht, bitten wir die Landestrainer der Sparten Alpin, Biathlon, Langlauf, Nordische Kombination/Sprunglauf und Snowboard uns ein bisschen etwas über ihr Team, die Vorbereitungen und Ziele für die Saison zu erzählen.  

Skisprungmannschaft | © SkiAustria OOE

Oberösterreich 02.12.2024 - Oberösterreichs Hoffnungen im Skisprung und der Nordischen Kombination werden von Daniel Keil trainiert. Der 28-Jährige Ischler hat mit acht Jahren das erste Mal die Sprungski angeschnallt und dann alle Stationen durchlaufen, die ein talentierter Nachwuchsathlet in Österreich absolvieren kann. Nach seinem Karriereende wechselt er auf die Betreuerseite und übernimmt 2020 schließlich den Posten als Landestrainer. 

Wer wird von dir betreut?

Daniel Keil: Wir sind die Sparte Sprunglauf/Nordische Kombination. Meine Gruppe besteht aus drei Athletinnen und 15 Athleten die alle von den drei Skisprungverein UVB Hinzenbach, ASVÖ Höhnhart und ASVÖ Nordic Team Salzkammergut kommen, also aus allen Ecken Oberösterreichs. Das macht es natürlich nicht ganz einfach für mich als Trainer, aber wir haben da ein gutes System zusammengebastelt: Ich komme unter der Woche zu den Vereinen wo ich mit den Kader-Kindern des jeweiligen Vereins trainiere und am Wochenende sammle ich mir dann alle zusammen und dann machen wir was gerade ansteht oder fahren dorthin wo es vor allem gerade gut zum Skispringen geht. 

Wie ist die Vorbereitung beziehungsweise wie sind die ersten Bewerbe gelaufen?

Daniel Keil: Unsere Saison fängt im Mai an. Parallel zum Schulalltag fahren wir auf Kurse, um die ersten Sommersprünge zu sammeln. Das ist eine sehr intensive Phase für die Kinder. Fünf Tage Schule, in der Früh aufstehen. Abends die Trainings in den Vereinen oder mit mir. Samstag früh aufstehen, nach Bischofshofen oder Berchtesgaden fahren und dann Sonntagnachmittag irgendwann heimkommen. Für die Kinder ist das eine sehr zache Zeit. Da sind die Kinder gefordert, aber auch die Eltern, damit sie ein gutes Zeitmanagement haben. 

Unsere Vorbereitung war dann sehr intensiv im August, 20 Kurstage! Aber da machen wir nicht nur Skispringen sondern auch ganz viele andere Sachen: Berg gehen, die Platzreife beim Golf haben wir gemacht, viel Skirollern, Pumptrack fahren, Rollerskaten, einen 24-Stunde-Marathon, Frisbee-Golf oder ein ganz normales Kickerl! Da schauen wir, dass nicht nur Skispringen im Vordergrund steht sondern die gesamte Zeit miteinander. 

September und Oktober sind dann unsere Wettkampfphase im Sommer, da haben wir zwei Austriacup-Wochenenden plus zwei Landescup-Wochenende. Im Oktober endet dann für uns Schüler die Sommersaison. Im November ist dann ein bissl eine ruhigere Phase für die Kinder und danach hoffen wir auf einen super Winterstart. Und der ist mit dem ersten Dezember zu 100 Prozent gelungen. Wir hatten heute unsere ersten Schneesprünge in Eisenerz. Traumverhältnisse! Die Schanze war tiptop beinander. 

Welche Ziele hast du für deine Athleten in dieser Saison und wie möchtest du deren Entwicklung fördern?

Daniel Keil:  Die größten Ziele sind bei uns natürlich immer die Austriacups, das ist ganz klar. Die Landescups sehe ich als Trainer eher als Wettkampfvorbereitung auch wenn es für die Athleten selbst sehr wichtig ist, auch dort gut abzuschneiden und sie auch dort mit 100 Prozent dabei sein. Mein Ziel ist es, im Austriacup so abzuschneiden, dass wir in jeder Altersklasse mitmischen können, sei es bei den Schülerinnen, bei den Schülern 1 oder 2, dass wir zumindest einen, im besten Fall zwei unter den besten Zehn haben. Das wäre eine super Geschichte, wenn wir das zusammenbringen. 

Bei der Österreichischen Meisterschaft auf der 70 Meter Schanze im Teambewerb möchte ich auf jeden Fall eine Medaille machen, im Spezialsprung aber auch in der Kombination. Und im Optimalfall auch eine Einzelmedaille abräumen, das wäre voll cool. 

Aber eigentlich sind mir jetzt gar nicht so die Ergebnisse beim Austriacup wichtig, sondern dass die Kinder die mit mir trainieren in weiterer Folge ihre Plätze in den Leistungszentren bekommen. Das die, die zur Aufnahmeprüfung antreten es schaffen. Das ist für mich persönlich das Ziel der ganzen Arbeit, die Kinder irgendwo unterzubringen, weil dann sind sie für die Zukunft top betreut. Was natürlich nicht heißen soll, dass die Karriere vorbei ist, wenn sie das nicht schaffen oder das alles nichts gebracht hat. Weil sie lernen auch bei uns viel, auch für´s Leben. Selbstständig werden. Sportlich werden sie weitergebildet, sie werden aber auch menschlich gebildet. Was der Zusammenhalt in einer Gruppe bedeutet. Das Miteinander auskommen, Konkurrenz und Freundschaft auseinander zu kennen aber dann auch wieder den gleichen Nenner finden, weil die Kinder sind alle aus dem gleichen Grund da: weil der Sport geil ist. Weil Bewegung geil ist und das versuchen wir auch, ihnen weiterzugeben. Aber auch das rundherum: Wie behandle ich mein Material, wie gehe ich damit um. Wie schaue ich, dass ich so nachhaltig wie möglich meinen Sport betreibe. Das ist uns auch immer sehr wichtig. 

Und wie förderst du sie?

Daniel Keil: Ich kann sie nur so fördern, indem ich das weitergebe, was ich bei meinen Trainern gelernt habe. Ich will nicht nur Profisportler entwickeln. Sondern uns ist einfach ganz wichtig, dass wir g´standene Jugendliche formen, von A bis Z. Das beginnt schon bei grundlegenden Sachen, wie Grüßen oder Manieren beim Essen und reicht bis zum professionellen Ablauf bei einem Wettkampf aber auch beim ganz normalen Training. 

Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen und Chancen für Nachwuchssportler, und wie unterstützt du dein Team dabei, diese zu meistern?

Daniel Keil: Ein große Herausforderung ist seit einigen Jahren der fehlende Schnee. Ich habe mir schon aufgehört, dass ich den Winter plane. Ich trage natürlich Trainings ein, aber wo es stattfindet, entscheide ich erst kurzfristig, weil es vorher immer schwierig zu sagen ist, wo es zum Springen geht oder nicht. Wir sind natürlich als Oberösterreicher sicher ein bisserl gefordert, was es heißt auf Schnee zu trainieren. Wir müssen leider viel im Auto sitzen, viele Wege auf uns nehmen. Wir können nicht bei der Haustüre rausgehen und springen. Die Höhnharter sind gestern sechs Stunden Auto gefahren, damit sie ihre ersten Schneesprünge machen können. Und natürlich ist auch das Langlaufen eine Herausforderung, wo man nicht unter der Woche bei den Vereinstrainings super Loipen- und Schneebedingungen vorfindet. Da wird aber super zusammengeholfen.

Im Sommer sind wir eh gut aufgestellt aber vor allem im Winter fehlen uns Schneeschanzen, zum Beispiel eine 60 Meter Schanze, das wäre so der Standard. 

Eine andere Herausforderung ist vielleicht, dass ich als Trainer vom Landesskiverband alleine bin. Ich muss alles immer organisieren und zusammensuchen und schauen, dass es für alle möglichst wenig Aufwand ist. Das ist manchmal schon schwierig. Aber ich habe natürlich mit Simon und Marco Mohartisch, Fabian Hinterberger, David Samhaber, Dustin Hopfgartner und Michael Falkensteiner super Co- und Assistenztrainer.

Für die Kinder ist die riesige Herausforderung die Kombination Schule und Training. Die haben keinen einzigen Tag in der Woche, manchmal sogar im Monat, wo sie ausschlafen können. Sie kommen nie zum Ausrasten. Vor allem in der Zeit Mai, Juni und September Oktober. Das geht aber mit den Schanzenstandorten und der Gruppengröße nicht anders. 

Abschließend: Hast du ein paar motivierende Worte für die Wintersportcommunity?

Daniel Keil: Wir versuchen einfach das Beste herauszuholen aus jedem Einzelnen. Ich bin ein motivierender Mensch und ich glaube, ich schaffe das ganz gut, meine Trainingsgruppe oder die Kinder in den Vereinen extrem zu motivieren, für den Sport oder auch für das Langlaufen, was manche nicht so interessiert. 

Aber die Motivation für die Wintersportcommunity muss von den Eltern kommen. Wir stecken so viel Energie rein, die Kinder zu finden und zu rekrutieren, Kinder für unseren Sport zu begeistern, machen extrem viele Projekte,  gehen viel in Volksschulen und bieten Skisprungturnstunden an, um Werbung zu machen. Aber die Motivation und das Engagement, dass mehr Kinder zum Wintersport kommen, sei es Skispringen oder irgendwas anderes, muss von den Eltern kommen. Da können wir in noch so viele Schulen gehen, noch so motivierend auftreten, dass muss einfach in die Köpfe rein, dass es nicht nur Fußball gibt sondern auch uns und dass das ganz schön sein kann, wenn man in Österreich einen Wintersport ausüben darf und kann und - dann womöglich auch in den Landesskiverband zu den Skispringern kommt, weil dort ist es eine Riesengaudi!